Kirchen erhöhen Druck auf die Entscheidungsträger in Kopenhagen - Auch in Österreich werden von vielen Kirchtürmen je 350 Glockenschläge erklingen
Wien, 10.12.2009 (KAP) Die christlichen Kirchen in aller Welt
erhöhen den Druck auf die politischen Entscheidungsträger beim
UN-Weltklimagipfel in Kopenhagen. Auf Anregung des Weltkirchenrats
(ÖRK) werden am kommenden Sonntag, 13. Dezember, weltweit um 15 Uhr
Ortszeit die Kirchenglocken für den Klimaschutz erklingen. Beginnend
von den Fidschi-Inseln im Südpazifik soll sich so der kirchliche
Appell für ein faires und effizientes Klimaabkommen über die ganze
Welt ausbreiten.
Auch in Österreich werden 350 Glockenschläge von vielen Kirchtürmen
erklingen, wie der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in
Österreich, der evangelisch-lutherische Altbischof Herwig Sturm, am
Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien ankündigte. U.a. wird
auch der Wiener Stephansdom für den Klimaschutz läuten. Die Zahl 350
bezieht sich auf 350 ppm (Teilchen pro Million): Dies ist nach
Ansicht vieler Wissenschaftler die Höchstgrenze für eine
ungefährliche Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre. Bis
vor rund 200 Jahren belief sich der CO2-Anteil in der Atmosphäre auf
275 ppm, mittlerweile hat er aber bereits einen Wert von 390 ppm
erreicht.
"Glocken, die außerhalb der normalen Zeiten läuten, weisen auf
drohende Gefahr hin", erklärte Altbischof Sturm: "Dass der
Klimawandel zu diesen drohenden Gefahren an allererster Stelle
gehört, ist den Menschen bewusst. Die Glocken sollen noch einmal
sagen: Jetzt aber bitte hören".
Mit dem Glockengeläut wolle man an die Politiker weltweit
appellieren und gleichzeitig die Bereitschaft vieler Christen
signalisieren, bei der notwendigen Veränderung der Welt mitzumachen,
sagte Sturm: "Es geht um einen ökologischen Lebensstil und globale
Gerechtigkeit - beides ist notwendig".
Jeder einzelne könne etwas gegen den Klimawandel tun, erinnerte der
Vorsitzende des Ökumenischen Rates: "Nicht das Klima darf sich
erwärmen, sondern unsere Herzen müssen sich erwärmen für diese Welt
und für ihre Bewahrung".
Der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura betonte, dass
jetzt konkrete Maßnahmen für die Bewahrung der Schöpfung notwendig
sind. "Ein Grund der ökologischen Krise ist die Sünde des Menschen",
sagte Dura, der am 1. Jänner den Vorsitz im Ökumenischen Rat der
Kirchen übernehmen wird. Die Menschen müssten Buße tun und ihr
Denken und Verhalten radikal umkehren. Dura rief dazu auf, die
Umwelt wieder stärker als Gabe Gottes an alle Menschen zu
betrachten: "Die Natur gehört nicht uns allein, sie ist ein Geschenk
auch an unsere Nachkommen".
Kirchen nehmen Industrieländer in die Pflicht
In Kopenhagen findet am Sonntag ein großer ökumenischer Gottesdienst
im Dom von Kopenhagen statt. Die Predigt hält dabei der Ehrenprimas
der anglikanischen Kirche, Erzbischof Rowan Williams. Teilnehmer
sind u.a. die dänische Königin Margarethe II., der Generalsekretär
des Weltkirchenrates, Pfarrer Samuel Kobia, und der
Friedensnobelpreisträger und anglikanische Alterzbischof Desmond
Tutu. Um 15 Uhr werden im Rahmen der Feier auch in Kopenhagen die
Kirchenglocken läuten.
Der südafrikanische Alterzbischof Tutu übergibt zudem am
Sonntagvormittag eine Liste mit mehr als einer halben Million
Unterschriften für Klimagerechtigkeit an den Chef des
UN-Klimasekretariats Yvo de Boer.
Kirchen, Kirchenvertreter und kirchliche Hilfswerke sind beim Gipfel
in Kopenhagen vertreten. Sie verlangten bereits vor der Konferenz
eine gerechte Lösung für die Folgen des Klimawandels. Dazu gehöre
etwa, dass die Industrieländer ihrer Verantwortung gerecht werden
und die stark von Umweltänderungen betroffenen Entwicklungsländer
bei der Bewältigung ihrer Probleme unterstützen.
Auch der Heilige Stuhl hat eine sechsköpfige Delegation nach
Kopenhagen geschickt. Papst Benedikt XVI. rief vor Beginn des
Gipfels alle Menschen zu einem maßvollen und verantwortungsvollen
Lebensstil auf. Das gelte vor allem mit Blick auf die Armen und die
künftigen Generationen. Er erwarte von der Konferenz wirksame
Maßnahmen zum Schutz der Schöpfung und für eine solidarische
Entwicklung; diese Maßnahmen sollten auf der Menschenwürde gründen
und auf das Gemeinwohl ausgerichtet sein.
O-Töne von der Wiener Pressekonferenz zum weltweiten "Klimaläuten"
sind in Kürze unter www.katholisch.at/o-toene abrufbar.
(forts. mgl.)
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